Transparenz auf Knopfdruck – Fair Pay Management Circle bei SAP
Wie lässt sich faire Bezahlung messen? Welche Rolle spielen Zertifizierungen beim Employer Branding? Ist Transparenz auf Knopfdruck möglich? Im futuristischen Digital Boardroom von SAP SE warfen Expertinnen und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beim Fair Pay Management Circle einen sehr genauen Blick auf den Stand der Dinge – und kamen zu einem interessanten Schluss, woran es in Sachen Chancengleichheit noch hapert.
Gut gelaunte Mitarbeitende in sommerlicher Bürokleidung, in den Ecken exzellenter Kaffee, auf den Tischen ausgefallene Limonaden – das Headquarter von SAP SE Deutschland im baden-württembergischen Walldorf ist ein gastfreundlicher Ort – und ein zukunftsweisender. In einem der oberen Stockwerke befindet sich der beeindruckende Digital Boardroom des Headquarters: rund um einen großen ovalen Tisch stehen helle, lederne Sessel mit Rollen und hohen Lehnen, an jedem Platz ein kleiner Bildschirm, am Kopfende des Raumes ein wandfüllender Screen, auf der gegenüberliegenden Seite Übersetzerkabinen. Normalerweise nehmen hier die SAP-Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte Platz, um zu beraten und zu entscheiden.
Nicht so an diesem sonnigen 21. Juni 2018: Auf den Plätzen von Hasso Plattner und Dietmar Hopp sitzen heute Expertinnen und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und diskutieren auf Einladung von SAP und FPI das Thema „Zertifizierungen“. Der Rahmen passt: In Walldorf setzt man sich schon seit vielen Jahren mit internen Entgeltstrukturen und der Auflösung des Gender Pay Gaps auseinander.
Wie bei jedem Fair Pay Management Circle erfolgt die Teilnahme ausschließlich auf persönliche Einladung, die Veranstaltung selbst unterliegt der Chatham House Rule – die beste Voraussetzung für einen offenen und konstruktiven Austausch. Natürlich wird nichts weitergegeben, was Rückschluss auf die Referierenden oder Gäste, auf ihre Unternehmen oder Organisation zuließe – außer diese haben ausdrücklich zugestimmt, genannt zu werden.
Fair Pay im Fokus
Beim heutigen Circle geht es um Zertifizierungen: Was lässt sich alles messen, und was lässt sich an den Zahlen ablesen? Präsentiert wird EDGE, ein Verfahren, das auf diese Fragen Antworten findet und auch bei SAP durchgeführt wurde. Ebenfalls präsentiert wird die IT-Lösung, die SAP eigens entwickelt hat, um für mehr Transparenz zu sorgen, und die in der Runde für Bewunderung und Neid sorgt: Ein Employee Self Service Button gibt den 22.000 Beschäftigten auf Wunsch per Knopfdruck Auskunft über die Bezahlung und erfüllt zugleich alle Kriterien des Entgelttransparenzgesetzes.
Transparenz wird in Walldorf großgeschrieben. „Fair Pay“, so Daniel Holz, SAP-Deutschlandchef, „ist im Kern unseres Interesses: Es spielt in der Geschichte von SAP und für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens eine entscheidende Rolle.“ Schließlich sei es unerlässlich, für Gleichstellung zu sorgen: „Überall dort, wo Frauen am Werk sind, sehen wir sehr gute Ergebnisse.“
Bei SAP engagiert man sich daher seit vielen Jahren für Chancengleichheit und Gleichstellung – mit Erfolg: Das Unternehmen ist das bestnotierte Unternehmen an der Deutschen Börse. Die Ergebnisse der zahlreichen Initiativen lassen sich an einer ganzen Reihe Indikatoren ablesen – in Summe aber vor allem an der Unternehmenskultur, die Tag für Tag gelebt wird. Auf die Frage, wie es um die Diversity bei SAP bestellt sei, habe er keine Antwort, gibt ein SAP-Mitarbeiter Auskunft: „Wir leben den ganzen Tag Diversity!“
Lohngerechtigkeit als Unternehmenskultur
So ein Kulturwandel passiert nicht über Nacht, vor allem aber erfordert der Prozess Lenkung, meint auch Dr. Heinrich Reiter, Head of Compensation and Benefits bei Siemens: „Worauf es in Sachen gerechter Bezahlung letztlich ankommt, ist die Unternehmenskultur: Wie ticken die Leute? Wie ticken sie vor allem unbewusst?“ Der Unconscious Bias müsse daher im Fokus von HR und Führung stehen.
Einig waren sich die Teilnehmenden aber auch darin, dass der Kulturwandel in den Unternehmen allein nicht ausreicht. „Karriereförderung fängt zuhause an“, stellt die Publizistin und Beraterin Martina Lackner klar. „Die Paarbeziehung hat enormen Einfluss auf den Berufslebensverlauf von Frauen. Und Männer, die ihre Frauen im Privaten aktiv unterstützen, sind in der Berufswelt mit einem anderen Mindset unterwegs.“
Letztlich gehe es vor allem darum, für eine Unternehmenskultur ohne gläserne Decke zu sorgen – ob für Mütter oder kinderlose Frauen. Schon jetzt sei das Strategie-Meeting um 17 Uhr nicht mehr üblich und die Flexibilisierung erleichtere Vieles. Und so herrscht am Ende Konsens in der Runde: Ganz gleich, wie wir Lohngerechtigkeit und Gleichstellung messen – wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen wollen, sind die Männer gefragt. Diesen Sprung gilt es aus dem zukunftsweisenden Digital Boardroom nach draußen zu machen: „Faire Bezahlung und Diversität sind keine Gender-Themen“, so Cawa Younosi, Personalchef von SAP Deutschland, „sondern ein Businessthema.“
Der nächste Fair Pay Management Circle findet am 7. August 2018 in Essen bei thyssenkrupp statt. Thema ist die „Gleichstellung aus Unternehmensperspektive“. Wenn Sie selbst an einem Fair Pay Management Circle teilnehmen oder uns eine Expertin oder einen Unternehmensvertreter empfehlen möchten, die oder den wir unbedingt einladen sollten, schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an!
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