Transparenzkultur in deutschen Unternehmen: Ein Stimmungsbarometer
Am 18. März ist Equal Pay Day und das diesjährige Motto lautet: „Transparenz gewinnt.“ Doch wie sieht es in deutschen Unternehmen eigentlich mit der Transparenzkultur aus? Wir haben uns unter Beschäftigten einmal umgehört, wie viel tatsächlich über Geld gesprochen wird. Hier sind die Ergebnisse unserer Umfrage.
Geht es in deutschen Unternehmen längst viel transparenter zu als alle denken? Wie zufrieden sind die Beschäftigten mit ihrem Gehalt? Und wie viel Transparenz ist erwünscht?
Wir haben uns anlässlich des diesjährigen Equal Pay Day Mottos „Transparenz gewinnt.“ einmal umgehört, wie es eigentlich um die Transparenzkultur in deutschen Unternehmen bestellt ist. Befragt wurden Beschäftigte aller Altersgruppen und Wirtschaftszweige; Antworten haben wir hauptsächlich von Frauen aus der Privatwirtschaft erhalten.
Transparenz erwünscht
Die Ergebnisse unserer nicht-repräsentativen Umfrage zeigen, dass der Wunsch nach Transparenz auffallend groß ist: Gut 80 Prozent der Befragten wüssten gern, was die anderen Beschäftigten in ihrem Unternehmen verdienen – wissen tun es aber nur etwa 38 Prozent. Gut zwei Drittel aller Befragten wären im Gegenzug bereit, die Höhe des eigenen Gehalts gegenüber den Kolleginnen und Kollegen offenzulegen.
Ebenfalls erstaunlich angesichts des oft sehr großen Widerstands gegen Transparenzvorhaben in Unternehmen: Weniger als jeder fünfte Befragte lehnt Transparenz in Bezug auf das eigene Einkommen kategorisch ab – auf die Frage, ob sie umgekehrt wollen würden, dass ihre Kolleginnen und Kollegen wissen, was sie verdienen, antworten nur 17 Prozent mit einem klaren Nein.
Unzufrieden, das sind die anderen
Aus welchen Gründen die Offenlegung des eigenen Gehalts nicht erwünscht ist, wurde nicht abgefragt – insofern ist kein Rückschluss darauf möglich, ob die Transparenzverweigerer eher zufrieden oder eher unzufrieden mit ihrer Bezahlung sind. Insgesamt zeigt sich etwas mehr als die Hälfte aller Befragten zufrieden mit dem eigenen Gehalt, etwas weniger als die Hälfte ist nicht zufrieden. Umgekehrt geht nur etwas weniger als die Hälfte der Befragten davon aus, dass andere im Unternehmen zufrieden sind: Etwas mehr als die Hälfte schätzt die Zufriedenheit mit den Gehältern als eher schlecht oder schlecht ein.
Beim Thema Lohngerechtigkeit schließlich gab etwas mehr als die Hälfte aller Befragten an zu glauben, dass Frauen im eigenen Unternehmen schlechter bezahlt werden als die männlichen Kollegen. Nur jede dritte Befragte geht davon aus, dass es gerecht zugeht.
Mehr Durchblick, bitte!
Doch die allermeisten der Befragten wissen auch, dass es Mittel und Wege gibt, in Sachen Unzufriedenheit und Ungerechtigkeit Abhilfe zu schaffen: Jede(r) siebte kennt das neue Entgelttransparenzgesetz - und jede(r) sechste kann sich vorstellen, den Auskunftsanspruch auch zu nutzen.
Das Fazit unseres Stimmungsbarometers zum Equal Pay Day 2018: Bei aller Skepsis gegenüber dem Auskunftsanspruch ist der Wille zur Transparenz groß - alles deutet darauf hin, dass der Transparenzkurs der Politik und vieler Unternehmen von den meisten Beschäftigten mitgetragen wird.
Noch mehr gute Argumente für Transparenz und ein Leitfaden für Beschäftigte finden sich im aktuellen Equal Pay Day Journal.
Unsere Mini-Umfrage lief vom 8. Januar bis zum 12. März 2018 in Kooperation mit der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu. 216 Befragte haben unsere Fragen zum Thema Entgelttransparenz mithilfe der Umfragesoftware Survey Monkey beantwortet.
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