Universal Commitment for Fair Pay: Panik und Privilegien
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Fair Pay Management Circle an der ESMT und am Bildschirm
Am 22. Oktober 2020 war es nach langer Pause endlich wieder soweit: In Berlin konnten wir in exklusiver Runde bei einem Fair Pay Management Circle mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutieren. Dazu gab es Best Practice Insights aus der Schweiz und aus Island sowie den Startschuss für unseren UNIVERSAL FAIR PAY CHECK. Und am nächsten Tag gab es das alles gleich noch einmal für alle, die nicht anreisen konnten, bei unserem allerersten Digital Follow-up Circle.
Überall auf der Welt rückt Fair Pay auf der Agenda von Unternehmen und Politik immer weiter nach oben – auch und gerade in Krisenzeiten. Doch weshalb ist faire Bezahlung so entscheidend für eine nachhaltige Unternehmenszukunft? Warum wirkt sich das Schließen des Gender Pay Gaps so positiv auf andere Unternehmensbereiche aus? Und wie lässt sich eine faire Vergütungsstrategie unabhängig von der jeweiligen Gesetzgebung umsetzen?
Genau diese Fragen haben wir am 22. Oktober 2020 bei einem Fair Pay Management Circle an der European School of Management and Technology in Berlin diskutiert und am Folgetag bei einem Digital Follow-up Circle noch einmal online die Antworten präsentiert.
Führungskräfte von morgen
Am Donnerstag begrüßte Gastgeber Professor Jörg Rocholl die exklusive Gästerunde und unterstrich, wie wichtig das Thema faire Bezahlung an der ESMT sei: „Unsere Studierenden von heute sind die Führungskräfte von morgen.“ Ausgebildet werden an der ESMT Studierende aus über 70 Ländern. Einer der Schwerpunkte ist es, gezielt den weiblichen Führungsnachwuchs zu fördern. Hierfür kooperiert die ESMT mit mehreren Unternehmen und bietet spezifische Stipendien an.
An beiden Tagen gab es Best Practice Insights von einer Expertin und einem Experten, die jeweils aus der Schweiz und aus Island zugeschaltet waren: Marcus Priest von der Novartis International AG und Lúvísa Sigurðardóttir vom Landspitali aus Island wissen sehr genau, wie faire Bezahlung in der internationalen Praxis funktioniert, und berichteten von der Umsetzung der Vergütungsstrategien in ihren Unternehmen.
Erste Auszeichnungsrunde gestartet
Zudem wurde erstmals der Universal Fair Pay Check präsentiert. Der Zertifizierungsprozess vereint die besten Entgeltgleichheitsinitiativen aus Island, Großbritannien und der Schweiz in einem einzigen Verfahren, und ist in jedem Unternehmen weltweit anwendbar, unabhängig von Größe, Standort oder Organisationsform. Die erste Auszeichnungsrunde startet mit sechs Pilotunternehmen unterschiedlichster Größe, darunter die Allianz Deutschland AG, die esentri AG, die Konzertagentur MCT und die Digitalagentur Rheingans GmbH sowie die beiden isländischen Fair-Pay-Vorreiter Reykjavík Energy und Landspítali – National University Hospital of Iceland.
Im Landspitali hat Lúvísa Sigurðardóttir hat den Prozess hin zu fairer Bezahlung seit 2018 als Quality Director für Equal Pay begleitet. Waren die Bedenken und der Widerstand anfangs groß, sei das Thema inzwischen auch bei den Beschäftigten angekommen, die anfangs teils panisch um ihre Privilegien fürchteten. Denn im Ergebnis kommt die neue Diversität dem ganzen Unternehmen zugute. Inzwischen wolle jeder einen Mann im Team – doch noch seien Männer in der Pflege Mangelware. Ausgangspunkt für alle Aktivitäten war die Überprüfung der Datenlage: „You can‘t manage what you don’t measure“, betont Sigurðardóttir. Neben der Messung sei eine gute Planung die wichtigste Voraussetzung für die Umsetzung. Im Landspitali musste diese in extrem kurzer Zeit erfolgen: aufgrund der strengen isländischen Gesetze innerhalb eines Jahres. Nach wie vor die größte Herausforderung: Die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Tätigkeiten zu bestimmen und zu messen.
Klares Bekenntnis zu Equal Pay
Bei Novartis, wo der Prozess hin zu fairer Bezahlung seit vielen Jahren läuft, stand keine gesetzliche Frist im Raum. „Der größte Anschub war es“, sagt Marcus Priest, Global Head of Reward, „die Selbstverpflichtung zu Equal Pay nach außen zu kommunizieren.“ So setzt sich das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen schon lange für faire Bezahlung ein, ist aber erst seit 2018 Mitglied der neu gegründeten Equal Pay International Coalition. Seitdem das Ziel klar ist und sehr konkret nach außen kommuniziert wurde, gibt es keine ermüdenden internen Debatten mehr um das Für und Wider. Die Führungsebene bekennt sich klar zu Equal Pay, das inzwischen fester Bestandteil der Fortbildungen im Management ist. Dennoch sieht man sich längst nicht am Ziel, das Ganze wird als fortlaufender Prozess verstanden. Für 2021 stehe der Unternehmenskultur der nächste Schritt bevor: Mehr Entgelttransparenz.
Wer sich wie Novartis und das Landspitali ebenfalls auf den Weg machen möchte, kann sich ab sofort für die erste Auszeichnungsrunde des Universal Fair Pay Checks bewerben. „Ein historischer Tag“, ist sich FPI Gründerin und CEO Henrike von Platen sicher. „Es ist endlich an der Zeit, sämtliche Pay Gaps als KPIs zu verstehen. Das ist ein leichter Schritt für die Unternehmen, aber ein revolutionärer Schritt für die Entgeltgleichheit.“
Der einstündige Digital Follow-up Circle wurde aufgezeichnet und kann bis zum 31. Januar 2021 auf YouTube angesehen werden: https://youtu.be/5RnZQz2H33w
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